Ostwind schob die Wolken im rasenden Tempo über den Himmel, die Morgensonne lockte mit ein paar warmen Strahlen, der Duft von frisch gebackenen Croissants wehte herüber. Franca Albrecht reckte ihre Nase gen Himmel und atmete die kühle Luft mit dem süßlichen Geruch tief ein. In der Tasche ihres rosafarbenen Webpelzmantels vibrierte das Telefon, immer und immer wieder. Sie zog die Schultern hoch, kniff ihre Augen zusammen, hoffte dass es aufhört, dass er aufhört.
Aber das wird er nicht.
Er legt auf, er ruft an, er legt auf.
Solange, bis sie nachgibt.
Am 14. Februar 2025 stimmte der Bundesrat dem Gewalthilfegesetz zur Förderung des Hilfenetzwerks bei geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt zu.
Ein Gesetz statt Blumen am Valentinstag.
Als Franca Albrecht den rätselhaften Ed Meyer kennenlernte, war er unheimlich schüchtern, aber sehr charmant. Sie gingen spazieren, nachdem sie sich am Abend in einer Bar kennengelernt und am Morgen via Instagram wiedergefunden hatten. Er lief in schnellen Schritten neben ihr her, war leicht nervös und schwer zu greifen. Als es zu regnen begann, flohen sie in ein Café, teilten ein Sofa, Ed fand Gelassenheit, seine Augen leuchteten, als Franca erzählte. Sie verliebten sich.
Es blieb bei diesem Wechselbad der Gefühle. Franca verbrachte die Jahre mit dem Versuch, den Zustand auf dem Sofa pausenlos herzustellen. Sie kam nie zu spät, rief immer zurück, hielt die Wohnung sauber, ihre und seine, verbrachte ihre gesamte freie Zeit mit ihm, wusste alles über ihn.
Er sollte sie anstrahlen, dann wäre sie sicher.
Ed versprach Franca, ihre Situation würde sich klären, wenn sie bei ihm einziehen würde. Das stimmte nicht.
Sie bekamen kaum Besuch, denn zusehen zu müssen, wie er sie anschrie, war herzzerreißend. Das Risiko, dass er gewaltsam werden könnte, war furchteinflößend.
Von da an führte Franca zwei Leben. Eines mit ihrer ehemaligen WG und an der Modeschule, eines mit Ed.
„Ja?“, flüstert Franca ins Telefon. Sie stand kerzengerade auf dem Bürgersteig, in der Hand hielt sie eine große Plastiktüte mit einem derangierten Blumenstrauß (rosa Lilien die wie Seesterne aussahen) und ihren Geburtstagsgeschenken in feuchtem Buntpapier.
„Kommst du nach Hause?“
🍒 Wie es mit Franca und Ed weitergeht erfährst du in meinem Debütroman WIR BLEIBEN WIR: Franca und Ed, ab jetzt überall da wo es Bücher gibt und als signiertes Exemplar nur hier: