
„Adele sagt, deine Blumen sprechen von Sehnsüchten,“ formte Johann in Gebärden, als er wieder mal auf Fannys Theke saß und einen Kaffee trank. Ihr Bruder Johann kam oft vorbei, er studierte Jura und hatte ihr bei dem Papierkram geholfen, außerdem war er frisch verliebt und überhäufte seine angebetete Adele mit Blumen aus Fannys Laden, die er stets anschreiben ließ. Fanny konnte Johann nichts abschlagen.
Sie nickte. Es gelang ihr nicht, Sträuße zu binden, die Leichtigkeit versprühten.
„Ein Sommergruß! Wie hübsch!“, sie fühlte es nicht.
Der Blumenladen bot ihr Zuflucht in den schweren Jahren, die folgen sollten. Der Schmerz über Fritz’ Tod wurde, so schien es Fanny, jeden Tag größer.
„Je länger Fritz weg ist, umso mehr merke ich, wie lange er eigentlich gar nicht mehr da war“, schrieb Fanny in ihr Notizbuch und reichte es Johann. Er nickte und gab es ihr zurück.
„Wieso habe ich das nicht erkannt? Wir sind nur so nebeneinander getrudelt. Wie vergeblich“, schrieb sie. „Was für ein sinnloser Tod.“
„Mach dir keine Vorwürfe“, kritzelte Johann darunter. „Er hätte besser auf sich aufpassen müssen. Nicht du auf ihn.“